Das Böse. Das absolute Böse blockiert den Willen zur Einigung als Voraussetzung für Präventiv-Maßnahmen wie Dialektik, Mediation, Empathie, etc.. Alle >Reparatur-Versuche< muten an wie das Herausziehen des sprichwörtlich bereits in den Brunnen gefallenen und nun geschädigten Kindes. Die Menschheit könnte doppelt so effektiv sein, wenn sie den Energieaufwand für die äußeren Vorkehrungen gegen das Böse besser zu ihrem eigenen Erhalt und Fortschritt verwenden könnte. Dem Bösen mit dem inneren Widerstand gegen die eigene Trägheit, Gleichgültigkeit, Abstumpfung, Unselbstständigkeit und Rücksichtslosigkeit zu begegnen, scheint da eher angebracht. Aber wie das Böse bereits im Keime ersticken, wenn es nach ständiger Selbstbefriedigung seines unersättlichen Bedürfnisses nach Unheil und Zerstörung lefzt? Bleibt uns da nichts anderes als sich mit diesen menschen-unwürdigen Zuständen abzufinden? Die Geschichte hat gezeigt: Die totalitären Regime als Inbegriff des Bösen mit ihrer dogmatischen Ordnung des >Alles oder Nichts< versprachen den Menschen mit einfachen Lösungen Sicherheit und das Ende aller Sorgen. Doch diese >Alles-oder-Nichts-Logik< endete mit Krieg, Zerstörung und Völkermord im Nichts, weil sie das Alles nicht erreichen konnte. Die Warnungen davor aber verhallen trotz allem im Nebel des Unauflösbaren von Generation zu Generation.
Das parasitäre Böse zersetzt den Zusammenhalt gesellschaftlichen Lebens.
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- Das Salz des Lebens Diesen Zustand also bemängeln wir, bedauern und beweinen ihn, beklagen und verfluchen all den Unrat, mit dem wir tagtäglich verflochten sind – wünschen diese Seite der Welt zum Teufel … oder? … und gerade das sollten wir nicht tun! … gerade das Böse ist das Salz des Lebens – der Feind, dem wir uns fortwährend zu stellen haben – daraus entsteht unsere Orientierung und Motivation zum Guten.
- Dem Sinn des Lebens den Sinn zuzuweisen, der das Ziel hätte, das Leben prompt nach seiner Entstehen gleich wieder zu vernichten, wäre wohl absurd, denn dann bräuchte es ja gar nicht erst entstanden zu sein. Daher ergibt das Böse im Menschen doch eigentlich gar keinen Sinn und wäre somit als überflüssig zu betrachten; und doch wird es gebraucht, das verwerfliche Böse … denn das Gute in uns kann verkümmern und verschwinden, kann vom Bösen unterdrückt und beherrscht werden, wenn es nicht gepflegt und mit immer wieder neuer Nahrung versorgt wird, um es am Leben zu erhalten … und dabei hilft uns paradoxerweise das Böse. Denn im ewigen Widerstand gegen die Angriffe des Bösen, das uns unsere Liebe zum Guten ständig streitig machen will, werden wir wach gehalten dafür, uns immer wieder aufs neue daran zu erinnern, in diesem Dienst am Guten niemals nachzulassen … und doch: braucht eine friedfertig funktionierende Gesellschaft diese Auswirkungen des Bösen? … dieses Leid aus Blut und Tränen, dem seine Vasallen als willfähige Marionetten gehorsamst standhaft zu Diensten stehen? – natürlich NICHT …
Tiere haben es da etwas leichter – sie brauchen sich nicht zwischen Gut und Böse zu entscheiden, weil ihr Wille nur durch ihren Instinkt bestimmt wird, der allein dazu da ist, aus eigener Kraft ihr eigenes Überleben zu sichern – auch gegen andere Tiere; instinktiv aber nicht gegen die eigenen Artgenossen, um nicht dem Fortbestand der eigenen Art zu schaden … Tiere sind somit auf diesen ihren Instinkt angewiesen, um damit ihr eigenes Leben zu erhalten – der Instinkt, könnte man sagen, ist ihr Verstand, mit dem sie aber nicht wirklich logisch denken können … und der ist weder gut noch böse, weil von der Natur so eingerichtet, die ebenfalls weder gut noch böse, sondern vernünftig ist.
Das aber kann kein Vorbild sein für den zivilisierten, sozialisierten, menschlichen Menschen, seine Nahrungssicherung durch Aggression und Geländegewinn zu erreichen. Der Mensch ist nicht auf Angriff angelegt (abgesehen vom Notfall der Verteidigung) und auch nicht darauf angewiesen, da er in der Lage ist, seine Existenz mittels seiner Schaffenskraft und Produktivität zu sichern. Der Verzicht auf Angriff und Aggression mindert somit nicht seine Wirksamkeit als Mensch, sondern beweist überhaupt erst so seinen Wert als >Krönung der Schöpfung<, die sich von allen anderen Kreaturen durch gerade diese Eigenschaften unterscheidet und abheben soll. Darüberhinaus erhöhte es sogar seine Lebensqualität, wenn es ihm gelänge, sich gegen diese selbstzermürbenden Störelemente resistent machen zu können.
Auch beim Menschen spricht man zwar davon, dass er instinktiv, also planlos ohne vorherige reifliche Überlegung, intuitiv aus einer riesigen Ansammlung unbewusst gemachter Erfahrungen etwas richtig macht, was aber wie bei Tieren nur auf seinen Selbsterhalt bezogen ist, ohne nachhaltig bedachte Interessen und Bedürfnisse anderer dabei mit einzubeziehen. Aber er hat ja doch einen Verstand, mit dem er vernünftig denken kann – denkt man … denn täte er´s, wär ja alles in Ordnung. Genau da >liegt der Hase im Pfeffer<. Mit dem Denken allein ist es eben nicht getan. Das verstandesmäßige Denken wird vom Egoismus bestimmt. Der Egoismus jedoch ist ein schlechter Ratgeber. Handelt der Mensch allein nach einer nur seinen eigenen Vorteil angehenden Entscheidung, kann es zu einem Schaden für ihn selbst und/oder Umwelt, Natur, Umgebung und seine Mitmenschen kommen. Ist es dem Mensch bewusst, oder ist es sogar seine direkte oder auch nur verdeckte Absicht, mit seiner dann folgenden Handlung einen Schaden verursachen zu wollen, ist er von der Radikalität des Bösen besessen, die darauf bedacht ist, möglichst viel Schaden anzurichten.
- Die Spezies Mensch. Mit seinen 5 Sinnen nimmt der Mensch seine Umwelt wahr, nicht anders als ein Tier. Anders als das Tier mit seinem verlässlichen (lernfähigen) Instinkt, muss der Mensch jedoch erst noch seinen (lernfähigen) Verstand befragen, der über das Wahrgenommene Überlegungen anstellt, bevor er seine Entscheidung zur Ausführung an seinen Willen weitergibt. Wie diese Entscheidung ausfällt, hängt davon ab, welche Absicht er damit verbindet. Will er mit seiner Entscheidung etwas Gutes bewirken, war es eine nützliche Entscheidung; will er etwas Böses damit bewirken, war es eine schädliche Entscheidung. Was aber ist gut und böse? Mit beidem wird der Mensch geboren, denn wie sonst sollte das Böse in die Welt gekommen sein, wenn es doch ein Attribut des Menschen ist; und nun muss er sich ständig für das eine oder das andere entscheiden. Eine Stresssituation, der die meisten Menschen nicht gewachsen sind, wodurch Entscheidungen zu oft der Willkür (dem instinktiven Willen) überlassen bleiben, was dann zu >ungewollten< irreversiblen Resultaten führt. Wenn ein Friedrich Nietzsche darauf mit seinem Nihilismus reagiert – dem ewig sinnlosen Nichts – scheint so gesehen nur logisch.
Zum Glück aber hat der Verstand eine große Schwester, die Vernunft. Da beide aber landläufig gern gleichgesetzt werden, wird der großen Schwester keine besondere Beachtung mehr geschenkt, denn ihr Bruder der Verstand ist ja ihr Denker und wird es schon richten. Dieses fatale Missverständnis hat dazu geführt, die Vernunft als unabhängige Institution der menschlichen Natur aus dem Blick verloren zu haben. Allmählich mehr und mehr verkümmernd fristet sie nur noch ein jämmerliches Dasein. Die große Schwester wird vom kleinen Bruder nach ihrer Meinung gar nicht mehr gefragt – und das muss dem kleinen Bruder wieder beigebracht werden – d.h. wir müssen der Vernunft zu einer Neugeburt verhelfen, die von uns verkorksten Zeitgenossen aber nicht mehr zu bewerkstelligen ist … unsere eingeschränkte Lernfähigkeit lässt das leider nicht mehr zu … dafür müssen wir kreativer ans Werk gehen … auf neuen Wegen zu neuen Zielen … eine bloße Rückbesinnung darauf reicht dafür allein nicht mehr aus …
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Was aber ist die Vernunft? Sie wird iniziiert durch das Nachdenken über das Gedachte (geistige Reflektion), also ein Nachdenken über eine vom Alten Ego – der zwischen gut und böse nicht unterscheiden kann – nur auf Beobachtung und Wahrnehmung von Sachverhalten beruhende, vernunftslos gefällte Entscheidung. Dabei erschließt sich dem Denken die Erkenntnis für allgemein gültige Zusammenhänge mit der Fähigkeit zur Beurteilung, ob seine bis dahin getroffene Entscheidung Gutes oder Böses zur Folge haben wird, was wir Vernunft nennen. Der Verstand verfügt also neben einer rein egoistischen Denkweise über eine Metaebene des Denkens, die in der Lage ist, als Supervisor zu fungieren. Stellt die Vernunft für sich schlussfolgernd fest, dass etwas Gutes die logische Folge sein wird, stimmt sie der Entscheidung zu und überträgt dem Willen die Umsetzung zur praktischen Durchführung der Entscheidung … stellt sie aber fest, dass etwas Böses als logische Folge zu erwarten sein wird, verwirft sie die Entscheidung. Dabei erkennt der gesunde Mensch, dass das Gute eine Wirkung hat, die vernünftig ist, weil es sich für das Leben entscheidet, es will das Leben vor Schaden schützen, wofür der Mensch allgemein gültige Regeln und Prinzipien aufstellt, und dass auch das Böse eine Wirkung hat, die unvernünftig ist, weil es sich gegen das Leben richtet, es will dem Leben schaden und zielt auf Vernichtung ab. Mit der Vernunft wird dem Menschen eine Möglichkeit eröffnet, sich auf ein immer wieder höheres Niveau im evolutionären Sinne vorausschauend weiter zu entwickeln, im Gegensatz zum Tier, das mangels Vernunft an einem solchen Prozess nicht teilhaben kann und in seiner Evolution lediglich äußeren, sich verändernden Einflüssen unterliegt.
So gut, so schön – doch was sollte den Menschen dazu veranlassen, das ihm vorliegende Angebot, über das Gedachte nachdenken zu können, überhaupt anzunehmen? Hier liegt der Hase im Pfeffer! Der Spatz in der Hand ist ihm da lieber als die versprochene Taube auf dem Dach, weil das eben seiner Erfahrung mit anderen Menschen entspricht – alles Weitere sieht er als unnötiges Risiko mit der Gefahr für einen Verlust seines bestehenden Vorteils. Geht er im Ausnahmefall aber das Abenteuer „Nachdenken“ ein und erkennt die Option des vernünftigen Handelns, fehlt ihm trotzdem noch die Gewissheit, dass sich seine vermuteten Schlussfolgerungen im gesellschaftlichen Umfeld auch wirklich logisch realisieren werden, weil er die Einsicht in diese Denkweise nicht schon im frühkindlichen Stadium seiner Entwicklung unerschütterbar als erlernte Einsicht hat verinnerlichen können.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich den Sinnen das sich darbietende Phänomen Vernunft mit seiner Fähigkeit der Erkenntnis nicht so offensichtlich sichtbar als vorteilhaft greifbar für sie erschließt. Analog zur Schöpfung, die sich erst durch ihre Natur-Erscheinungen glaubhaft manifestiert, kommt auch die Vernunft als Auslöser erst durch das zum Ausdruck, was sie erzeugt, was aus ihrem Potential heraus entsteht – sie hat somit als fiktive Größe die Funktion einer Initialzündung für die einer Entscheidung folgenden Ereignisse. Anders als bei der Schöpfung, die permanent ihr Werk durch die Natur präsentiert, die wir von Kindesbeinen an aus Erfahrung kennen und von der wir sagen, sie sei gut, haben wir in puncto Vernunft diese Gewissheit vonvornherein aber nicht, weil uns mangels Erfahrung ihr Beweis dazu fehlt, den wir aber nur gewillt wären herbeizuführen, wenn uns der Beweis für den Erfolg der zu machenden Erfahrungen vorläge. Die Vernunft als Erkenntnis-Prozess aber ist per se ein Theorem, das keiner konkreten Beweisführung zugänglich ist. Das allein nur durch Einsicht gewonnene Vertrauen in die Theorie der Vernunft, kraft eines überzeugten Willens und unter Akzeptanz dieses Zirkelschlusses dann infolge erkannter Zusammenhänge und Schlussfolgerungen in die praktische Anwendung auch im Sinne eines guten Ausgangs umsetzen zu können, wird nur wenigen Menschen gelingen, da ja auch das Böse in der Gesellschaft seine scheinbaren Erfolge feiern kann. Da wir eine intuitive Instanz für das Gute nicht bei jederman voraussetzen können, kommen wir so also nicht weiter. Wir brauchen somit eine geschulte Instanz in uns, die unserem Willen unmissverständliche Anweisungen gibt für die Ausführung einer von der Vernunft getroffenen Entscheidung mit gutem Ausgang. Ist diese Instanz nicht vorhanden (wie bei den meisten von uns), ist der kürzere Weg der, in Abwesenheit von Vernunft zu entscheiden, mit dem Effekt des größtmöglichen persönlichen Vorteils – was zwar nicht strategisch durchdacht, und doch gängige Praxis und Realität ist. Denn von der Welt der Technik hat der Mensch gemeint, sich das Denken abnehmen lassen zu können. Dabei blieb nicht nur ein Teil seiner Intelligenz auf der Strecke, sondern vor allem das Denkvermögen als solches degenerierte zur Stupidität, nicht mehr fähig für ein Nachdenken über das Gedachte, in dem Glauben, es von digitalen Errungenschaften abgenommen zu bekommen, obwohl genau damit die Technik hoffnungslos überfordert ist.
Das Ergebnis ist der augenblickliche Zustand unserer Welt. Wenn wir den bedauern, sollten wir demgemäß unsere Entscheidungen in Anwesenheit der Vernunft treffen. Was aber geschieht, ist seit Menschengedenken das genaue Gegenteil, wenn sich sogar das Böse der Vernunft bemächtigt und seine Untaten solange als Wohltaten rechtfertigen kann, bis sie durch Millionen Tote ad absurdem geführt werden müssen – eine besonders perfide Form von Vernunfts-Missbrauchs. Was also tun?
Nehmen wir dann einmal die Instanz unter die Lupe, die da geeignet wäre, unsere Entscheidungen in Richtung >Anwesenheit von Vernunft< zu beeinflussen. Auch wenn sie bei einigen Menschen in gewissem Grade vorhanden sein sollte, wird das nicht ausreichen, unsere Entscheidungen grundsätzlich und unfehlbar immer nur zugunsten der Vernunft ausfallen lassen zu können. Warum ist das so?
Verfügen wir auch nur andeutungsweise über die Instanz des Nachdenkens über das Gedachte mit der Tendenz, der Vernunft die Oberhand zu überlassen, werden die am eigenen Leibe spürbar gemachten Erfahrungen mit der bestehenden Gesellschaft doch immer wieder Zweifel in uns aufkommen lassen, ob eine Entscheidung mit der Vernunft sich nicht doch zu nachteilig auf unsere eigenen Belange auswirken könnte, was uns wieder zurückwerfen wird in das Fahrwasser des ordinär Praktizierten. Für eine Verhaltens-Sicherheit, die sich allein der Vernunft verschrieben hat, sind wir nicht präpariert, weil die durch die Gesellschaft an uns verursachten Verhaltensschäden bereits irreparabel sind.
Mit dieser Einsicht ernüchtert und geläutert müssen wir also auf anderen Wegen auf die Suche danach gehen, der Vernunft auf´s Neue zu begegnen.
- Die Quelle des Bösen … wenn wir die latent in uns vorhandene Vernunft würden walten lassen können, ihr das letzte Wort zugestehen könnten, hätte das Böse als Gegenspieler keine Chance … mit dem Damoklesschwert des Bösen über uns, das uns mit Vernichtung droht, wenn wir ihm nicht gehorchen, fehlt uns dazu aber der Mut … so bleibt es wie es ist, solange wir nicht das Übel bei der Wurzel packen … der Wurzel den Nährboden entziehen … und das können nur wir selbst, denn die Quelle des Bösen, das sind wir selbst … und dieses Böse in uns bedienen wir geflissentlich seit Menschengedenken – und genau das müssen wir stoppen – das Böse in der Welt speist sich aus der Quelle in uns … dem Bösen in uns … diese Quelle müssen wir zum Versiegen bringen! Das Böse in uns einzukapseln, es zu isolieren, es für alle Zeiten unschädlich zu machen – ist nicht nur unsere Aufgabe, sondern der uns von der Schöpfung erteilte Auftrag; der Nachweis dafür, uns überhaupt als Menschen bezeichnen zu dürfen, anstatt uns der Selbstvernichtung durch das eigene Böse anheim zu geben.
Philosophisch können wir das Böse nach Belieben, Standpunkt und Ursprungstheorien drehen und wenden, semantisieren wie es uns gefällt – weiterbringen wird uns das keinen Deut. Müßig also, nach seinem Ursprung zu forschen – es ist nunmal in der Welt, egal woher. Es macht dem Guten das Leben schwer, sich zu behaupten, also müssen wir uns ihm stellen – finden wir uns damit ab, desto eher werden wir es beherrschen – aus Regeln und Gesetzen von Ethik und Moral allerdings macht sich das Böse wenig bis gar nichts – warum sollte ich das alles einhalten, fragt sich das Böse in uns völlig unmotiviert … aber es ganz aus der Welt zu schaffen, wäre auch eine Illusion – wie uns die Geschichte lehrt.
Zitat der Russischen Menschenrechtlerin und Friedensnobel-Preisträgerin Irina Scherbakowa vom 01.07.2023 zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine: „Wir haben es hier mit dem Bösen in absolut reiner Form zu tun, das bereit ist, Menschen einfach zu vernichten, wenn sie sich nicht seinem Willen fügen“. Es müsse alles getan werden, „um das Böse zu stoppen“, betont Scherbakowa weiter.
„Mit diesem Bösen kann man keine Verhandlungen führen“, betont sie.
Red.: Mit dem Teufel kann man nicht verhandeln – man würde immer den Kürzeren ziehen.
(Mephisto Faust 1.Teil J.W.v.Goethe)
- Am Anfang war … Jeder der einmal Böses erfahren hat, wird schwerlich Gutes darüber sagen können. Da das Böse aber nun einmal in der Welt ist und es leider nur eine schöne Illusion ist, es einfach nur abschaffen zu können, werden wir wohl oder übel damit zurecht kommen müssen. Und wie kommt man am besten mit einem Widersacher zurecht? … nämlich ihn erst einmal zu respektieren, anstatt ihn zu ignorieren, ihn gelten lassen, ohne ihn zu bekämpfen, und schon gar nicht zu diffamieren. Das wäre nicht nur vom Prinzip her unklug, sondern faktisch falsch … denn es gehört zu uns, das Böse … und nicht erst seit dem Erwachsenen-Märchen von Adam und Eva und der uns von manipulierenden Klerikern erzählten so rührenden Geschichte vom Biss in den Apfel, an dem natürlich eine Frau mit ihren Verführungskünsten die Schuld trägt, womit wir armen schuldbeladenen Sünder uns freiwillig in die Schwitzkästen imperialistischer Religionen begeben haben … soll alles so bleiben wie es ist – aber halten wir´s uns vom Leibe, behalten wir´s im Blick und unter Kontrolle … auf Abstand kann es uns nicht schaden … und das heißt, es zu erreichen, dass das was ist, so sein darf wie es ist, ohne Schaden bei uns und an uns anrichten zu können.
Das Böse blockiert den Weltfrieden.
- Für uns zu spät? … Wie wär´s also, wenn wir erst gar nicht auf die Verführungskünste des Bösen hereinfielen – gemeinsam mit Herrn Dr. Faustus haben wir das ja leider bis heute nicht geschafft … aber sollten wir seitdem nicht doch mittlerweile ein wenig klüger und sogar weiser und vor allem durch Erfahrung fähiger geworden sein? … den Anschein dazu hat es allerdings aktuell bedauerlicherweise nicht … aber woran liegt das? … denken wir an gut und böse, ist unsere Grundhaltung, das Gute zu wollen und das Böse abzulehnen … d.h. es gibt für uns entweder die Guten oder die Bösen und übersehen dabei, dass wir alle beides sind … gut und böse und nicht etwa nur gut oder nur böse … erst wenn wir akzeptieren, dass wir beides in uns tragen, werden wir lernen, mit beiden angemessen und optimiert umzugehen … dazu reicht es nun leider nicht, allein über die Entscheidungsfreiheit zu verfügen, uns vom Guten oder Bösen bestimmen lassen zu wollen, wenn dieser Wille dazu nur ein Abbild eines ungeordneten Tohuwabohus widersprüchlichster Erfahrung mit der Umwelt darstellt, woraus sich keine zuverlässige Richtigkeit der Entscheidung im Sinne des Guten ableiten lässt … wir brauchen Sicherheit! … die wir bekommen, wenn es uns gelingt, das Böse beherrschbar zu machen, es unter unsere Kontrolle zu bekommen. Wir brauchen eine rote Linie in uns zwischen Gut und Böse, um nach den guten Grundsätzen zu leben und gleichzeitig das Böse immer unter Beobachtung nicht aus den Augen zu verlieren, um es immer wieder rechtzeitig in seine Schranken weisen zu können, bevor es uns in die Quere kommt – den Mephisto in uns seine Wette nicht gewinnen zu lassen … werden wir resistent gegen das Böse, dann wäre es geschafft.
Die Vernunft des Menschen ist die Waffe gegen seinen eigenen Untergang.
Das Gesetz der Vernunft steht über jedem anderen Gesetz.
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Der Binsenweisheit >Vernunft<
Was für ein Irrglaube, die Vernunft könnte uns retten! … wenn sie das könnte, hätte sie schließlich genug Gelegenheit dazu gehabt. Und doch bleibt nur sie als alleiniges Mittel, da die Missstände in der Welt allein auf der Abwesenheit von Vernunft beruhen. Die Vernunft als bloße Option allerdings, hilft uns da auch nicht weiter – man könnte, müsste, sollte doch vernünftig sein … selbst die genetische Veranlagung zu vernünftigem Denken als die reine Vernunft (a priori) reicht nicht aus, um sich in der Praxis als unanfällig zu bewähren. Nur die aus der Praxis selbst empirisch gewonnene praktische Vernunft (a posteriori) kann als praxis-tauglich gesehen werden. Nur sie als die absolute Vernunft impliziert den Kategorischen Imperativ als Prinzip der Allgemeingültigkeit unter Einbeziehung der menschlichen Schwäche der Vorteilsnahme in Verbindung mit der Erkenntnisfähigkeit für eine Schlussfolgerung der Nachhaltigkeit eigener Vorteile unter gleichzeitiger Zulassung von Vorteilen für den anderen. Da das Böse eine solche Option nicht zu bieten hat, ist die absolute Vernunft als resistent gegen das Böse anzusehen und von nachwachsenen Generationen so fundamental zu internalisieren, dass vernunftsferne Entscheidungen keine Chance einer Umsetzung mehr haben. Diese Vernunftsform jedoch kommt in der Erwachsenenwelt nur noch theoretisch als anzustrebende Option vor, sodass sich in Verhandlungsergebnissen immer wieder gern auf die Vernunft als Friedensstifterin berufen wird … als die absolute Form der Vernunft war sie jedoch nicht beteiligt, denn den verhandelten geflissentlichen Lösungen fehlte die dauerhafte Nachhaltigkeit mit der absoluten Stabilität und Resistenz gegen das Böse. Und das liegt allein daran, dass der Mensch ab seinem 7. Lebensjahr über diese Form der Absoluten Vernunft auch gar nicht verfügen kann, wenn er sie nicht im entscheidenden, alles prägenden 6. Lebensjahr im Zuge der frisch aufkeimenden Erkenntnis-Fähigkeiten in ihrer jungfräulich unbeschriebenen Belastbarkeit mittels Einsicht durch Erfahrung und pragmatisch überzeugt verinnerlichen und als festen Bestandteil seiner Persönlichkeit in sich manifestieren konnte. Die mit dem 6. Lebensjahr beginnende Erkenntnis-Fähigkeit nimmt in diesem Jahr einen so rasanten kognitiven Verlauf, dass dieses Jahr die Weichen stellt für das Sozialverhalten eines ganzen Lebens.
Für uns, die sich im Schlamassel des Unrats nur mit Mühe noch an der Oberfläche halten können, ist es daher leider bereits zu spät … für das
Vertrauen in die Vernunft
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