Die Erkenntnis.
Die Menschen, die wir für all die weltweiten Missstände verantwortlich machen, sind es aber nicht – sie sind nicht das Böse in persona, sondern lediglich von ihm beherrscht. Zwar zweifelsfrei höchst bedauerlich, dass sich dieses personifizierte Böse immer wieder aufs Neue in die bestehende Gesellschaft parasitär einnistet und hartnäckig behauptet – woran zwar aktuell wohl nichts zu ändern ist – und doch sollten wir versuchen, kreativ Methoden und Strategien zu entwickeln, die dem ungehinderten Nachwachsen solcher Werkzeuge des Bösen (ein Teil unserer Mitmenschen) ein für alle Mal Einhalt gebieten … denn: die bisherigen Anstrengungen und die noch so redlich gemeinten Bemühungen zur Entschärfung des Schlimmsten verpuffen wie die sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein.
Ein Heer von Journalisten und Buchautoren beschreibt peinlich genau ihre Untaten bis ins Kleinste und bewirkt damit – NICHTS! … keine Heilung in Sicht! … Karikaturisten, Kabarettisten, Künstler aller Richtungen, Film- und Theater-Macher halten uns den Spiegel vor … alles für die Katz. Die Weckrufe derer, sich sich unbeirrt an den Strohhalm Hoffnung klammern – verhallen im All … und damit wollen wir uns begnügen? – der untätigen Akzeptanz eines Kreislaufs des Leidens … unter Aufgabe dessen, was uns auszeichnet als einziges von der Natur damit beschenktem Wesen: der Vernunft – der Kapitulation schlechthin vor uns selbst, vor dem, was wir sein können: Menschen aus Fleisch und Blut, lernfähig für den Gebrauch der Vernunft – wieviele Generationen es auch dafür brauchen mag! Aller Anfang ist schwer, nehmen wir ihn als Erste auf uns! … ein Nirwana der Lebensfreude soll unser Ziel sein!
Also stellt sich nicht die Frage: wie kommt das Böse in den Menschen – sondern die: wie bekommen wir das Bösen in uns – da es nun einmal schöpfungsbedingt vorhanden ist – unter eine andauernde und nachhaltige Kontrolle, die dem Bösen keine Chance lässt, die Oberhand über das Gute zu bekommen.
Was also ist die Wurzel des Übels? … was liegt näher? … natürlich wir selbst, der Mensch wie er leibt und lebt … und so soll er bleiben! … wer würde sich anmaßen wollen, den Menschen zu ändern, einen neuen Menschen schaffen zu wollen? … was für ein Unfug, der Eingriff in die Natur des Menschen … als wollten wir uns dem Naturgesetz der Schwerkraft widersetzen … erfreuen wir uns dankbar des Menschseins, aber machen wir auch was daraus! … nämlich aus seinem gesamten Potenzial an Gut und Böse, wozu auch die Regulierbarkeit gehört, beide miteinander in Einklang zu bringen, ohne sich abzufinden mit dem endlosen Kampf zwischen beiden als schicksals-besiegelte Unveränderbarkeit.
Von Anfang an ist da etwas schief gelaufen … von Anbeginn seiner Existenz war der Mensch den Verführungen des Bösen erlegen – sich dieses zu vergegenwärtigen und sich gleichzeitig seiner Fähigkeit bewusst zu werden, dieses rückgängig machen zu können, ist die gewaltige Chance des aufgeklärten, modernen Menschen … und da kommt uns das uns von allen Kreaturen unterscheidende Phänomen >Vernunft< zuhilfe – das Zauberwerkzeug, das nur uns gegeben ist – als schicksal-bestimmendes Geschenk der Schöpfung an uns – wir haben die Wahl, es zu gebrauchen … oder eben nicht und so weiter zu wursteln wie bisher.
Vernünftig sein, wenn das so einfach wär! Ohne dazu inspiriert, animiert oder motiviert zu werden wird es nicht gehen, denn allem Tun geht ein entsprechender Reiz voraus. Wenn dieser Reiz sich nun darstellt als Einsicht zu vernünftigem Handeln, wäre das schon die Hälfte des Weges. Einsicht als mentale Arbeit wird der Mensch aber nur leisten, wenn er einen Nutzen für sich darin erkennt – und zwar erst dann in vollendeter Form von Einsicht, wenn dieser Nutzen von garantierter Dauer und Nachhaltigkeit für ihn ist – und zwar keiner fremd versprochenen Nachhaltigkeit, sondern einer, der er aus eigener Erfahrung vertrauen kann, um so resistent zu werden gegen alles, was ihm Schein-Nachhaltigkeit nur verspricht. Nur diese ureigene Erfahrung ist der einzige Lehrmeister des einzelnen Menschen, der er gern und ohne Widerwillen, unbeeindruckt fremder Einflüsse, bereit ist, dauerhaft zu folgen – widerstandsfähig gegen alles Widerspenstige, das sich parallel in ihm dagegen wehren könnte … dabei gehorchen wir nicht den willentlichen, unflektierten Regungen in uns, die subaltern lediglich die Sofort-Befriedigung unser Ego-Bedürfnisse ohne die Reflektion von Nachhaltigkeits-Effekten im Visier haben –sondern der in uns entstandenen Intuition des richtigen Handelns als Ergebnis selbst erlebter Ereignisse im interaktiven, sozialen Umgang innerhalb der menschlichen Gemeinschaft, mit der pragmatischen Erkenntnis, dass vernünftige Entscheidungen gleichermaßen dem anderen, der Gemeinschaft und rückwirkend mir selbst zugute kommen. Wenn auch diese Erkenntnis eigentlich zu den Plattitüden der Psychologie gehört, ist ihre Umsetzung in der Praxis offensichtlich eher leichter gesagt als getan und gelingt nur bedingt, was nicht verwunderlich ist, wenn sich 40 % genetischen >Kapitals< sozialer Kompetenz behaupten müssen gegen 60 % umwelt-generierter manischer Selbstsucht. Die vom Bösen durchwobene Gesellschaft verliert so ihre Fähigkeit zur Beherrschbarkeit des ungehemmten Egoismus und die Bereitschaft zur Einsicht als Voraussetzung für Vernunft und die Entstehbarkeit von Weltfrieden.
Dazu die Fabel aus Russland:
Ein Skorpion kommt an einen Fluss, den er überqueren möchte. Der Skorpion bittet den Frosch, er möge ihn auf seinem Rücken über den Fluss tragen. Der Frosch lehnt dies ab, weil er befürchtet, vom Skorpion getötet zu werden. Der Skorpion überzeugt den Frosch mit dem Hinweis, dass er selbst kein Interesse habe zu sterben, weil er nicht schwimmen könne. Der Frosch willigt ein. Der Skorpion sticht trotzdem mitten im Fluss zu. Sterbend sucht der Frosch nach einer Erklärung. Der Skorpion verweist auf seinen Charakter, der ihm keine andere Wahl lasse, als zu stechen.
… und die Moral von der Geschicht´- traue deinem Ego nicht!
Obwohl der Skorpion erkannt hatte, dass er sterben würde, bleibt seine animalische Natur stärker. Auch die fragenden Worte des sterbenden Frosches bewirken beim Skorpion weder Einsicht noch Umdenken. So ist er und so bleibt er. Das triebhafte Wesen des Skorpions war stärker als alle Vernunft. Der Frosch hätte den Skorpion nicht mitgenommen, wenn ihm sein Wesen vorher bewusst gewesen wäre.
In einem von innerem Zwang beherrschten Egoismus wohnt das Böse in Reinkultur, das die eigene Vernichtung inkauf nimmt; taub und blind keiner mentalen Aufklärung zur Vernunft mehr zugänglich, ist es allein von heimtückisch verschleierten, zerstörerischen Absichten beherrscht, denen es von seinem natürlichen Wesen her nicht widerstehen kann – zu verstehen als Webfehler der Natur, denn die Schöpfung hätte dem Menschen keinen Verstand gegeben, wenn sie vorher gewusst hätte, dass er ihn ausschließlich für einen selbstmörderischen Egoismus missbrauchen und die ihm beigegebene, von seinem freien Willen abrufbare Vernunft bei seinen Entscheidungen gänzlich außeracht lassen würde. Dieser reinen Form des Bösen kann präventiv nur durch Selbstschutz-Maßnahmen wie Abstinenz, Abstand, Hilfe-Verweigerung, Wehrhaftigkeit und ihre Isolierung begegnet werden.
Der selbst-kontrollierte Egoismus ist das Tor zum Weltfrieden.