Die liberale Demokratie in Flammen.
Das erneute, verhängnisvolle Aufkeimen einer zerstörerischen Volksverführung (Populismus) als Inzenierung des absolut Bösen mit den verheerenden Folgen von Leid und Tod durch tyrannische Diktatoren – zum x-fach wiederholten Male in der Geschichte – versucht mal wieder, die mühsam errungene demokratische Gesellschaft selbstverherrlichend zu zersetzen, während die politischen Parteien offenen Auges damit beschäftigt sind, sich gegenseitig die Augen auszukratzen.
Hat die Menschheit den Verstand verloren? Nein, der Verstand funktioniert, wenn es um die eigenen Interessen geht, aber die Vernunft ist außer Betrieb. Und dagegen braucht es die in Vergessenheit geratene Aufklärung aller darüber, welches Unheil am Ende auf uns alle wartet, wenn Entscheidungen weiterhin ohne die Vernunft getroffen werden.
Der erstarkende Populismus kann uns da als Weckruf dienen für den zeitgemäßen Umbau einer nachlässig gepflegten, schwächelnden Demokratie zu einer wehrhaften, gegen Einflüsse des Bösen unanfälligen Regierungsform unter transparenter Beteiligung authentisch agierender Bürger. Demokratie als Herrschaft des Volkes (alle Macht geht vom Volke aus) darf niemanden ausschließen, muss alle einschließen – vom Konzernchef bis zum Langzeit-Arbeitslosen und die vielen Randgruppen sowieso.
Bei einer Regierungsform mit Mehrheitsentscheidungen, die auf niemals alle zufriedenstellende Kompromisse angewiesen ist, bleibt neben der schimpfenden Opposition vor allem die unterschwellige Unzufriedenheit eines schweigenden Teils der Gesellschaft, die das Pulverfass bilden, auf die Umstürzler gewartet haben, um an ihnen die Lunte zu entzünden.
Um auch die von den Populisten “versorgte“ >schweigende Mehrheit< – wie sie sie nennen – wieder mit ins Boot zu holen, bedarf es einer von dieser gerechtfertigt geforderten >Runderneuerung< der bestehenden liberalen Demokratie – allerdings nicht in Form eines uns von den Populisten angebotenen Extremismus, sondern auf der Grundlage von Grundrechten, Grundgesetz und Verfassung – damit auch die ewig Nicht-Gefragten sich als Gefragte wieder gewertschätzt fühlen können.
Nur so kann ein aus Unzufriedenheit erwachsener Totalitarismus machtbesessener, skrupelloser, menschen-verachtender, psychopathischer Männer (Diktatoren und Tyrannen) noch verhindert werden. Die von einer Mehrheit bestimmte Demokratie hinterlässt die Unzufriedenheit der Übrigen, derer sich Populisten bedienen und birgt damit die Gefahr des Ausbrechens aus einer demokratischen Ordnung. Nur durch eine Beteiligung ALLER ergibt sich eine stabile Staatsform.
Schmerzliches Fazit: die Demokratie ist der gefundene Nährboden für Despoten.
Es braucht eine neue Regierungsform parteiloser Demokraten ohne egozentrischem Eigen-Interesse, das heute verspricht, was es morgen notgedrungen nicht halten kann, weil sich die Verhältnisse über Nacht geändert haben – notwendige flexible Anpassungen aufgrund zwischenzeitlicher Veränderungen schließen sich aber auf diese Weise aus, weil aus wahltaktischen Gründen der versprochene Wählerwille zu erfüllen ist – man will ja an der Macht bleiben und wieder gewählt werden – zum Schaden an der Sache. Lautere Absichtserklärungen, die flexible Anpassbarkeit implizieren, will das Volk nicht hören. Es braucht Versprechungen auf die Zukunft, die es selbstredend natürlich gar nicht geben kann.
Demokratie als Herrschaft des Volkes über das Volk ist bereits ein Widerspruch in sich selbst – wie denn kann ein Beherrschter denn gleichzeitig sein eigener Beherrscher sein? Funktioniert also nur als direkte oder repräsentative Volksherrschaft mit ihren Mehrheits-Entscheidungen – aber die Mehrheit ist nur ein Teil des Volkes, also herrscht nur ein Teil des Volkes über das ganze Volk und nicht das ganze Volk über sich selbst als ganzes Volk – also ist diese Demokratie gar keine Demokratie, sondern impliziert per se die Gefahr für ein autokratisch missbräuchliches Generieren von Alphatieren mit den Begleiterscheinungen von Herdentrieb und Kadaver-Gehorsam, worauf die Populisten gewartet haben, um sich diesen leicht manipulierbaren Zustand zunutze zu machen. Die Belange der Minderheiten fallen von der Tischkante, werden misskreditiert oder fallen gar der Vernichtung anheim. Abhilfe zum Wohle des ganzen Volkes könnte aber schaffen die Regentschaft der Vernunft – die aber nun einmal leider nicht regiert.
Wohl aber gibt es Regierungsformen, die den Versuch in diese Richtung machen und als Vorlage für folgenden dialektischen Ansatz dienen können:
1. Die Soziokratie
Die Soziokratie geht von der Annahme aus, dass die Menschen in der Lage sind, selbst Entscheidungen zu treffen. Mehr noch, sie sind auch engagierter und motivierter, wenn sie ihre eigenen Entscheidungen treffen. Die Arbeit des Kreises wird dadurch effektiver, weil alle am Erfolg des Kreises interessiert sind. Entscheidungen, die in den Zuständigkeitsbereich der Mitglieder eines Kreises fallen, können von niemandem außerhalb des Kreises getroffen werden. Es gibt niemanden, der von oben herab bestimmt. (KI)
Soziokratie ist eine Organisationsform, mit der Organisationen verschiedener Größe – von der Familie über Unternehmen und NGOs bis zum Staat – konsequent Selbstorganisation umsetzen können. Durch ihre Prinzipien wird sichergestellt, dass ein Ignorieren von Spannungen strukturell vermieden wird und im Sinne von gemeinsamen Zielen nachgesteuert wird. Die Mitglieder einer Organisation entwickeln Mitverantwortung, sowohl für den Erfolg der Organisation als Ganzes als auch für jeden Einzelnen. Dabei gelten Transparenz, Wirksamkeit und Gleichwertigkeit für allle Beteiligten als selbstverständliches oberstes Gebot. Bei der Entscheidungsfindung kommt anstatt eines Kompromisses mit der Gefahr eines schwachen und damit weniger nachhaltigen Kompromisses das Prinzip des Konsents zur Anwendung, um Gewissheit darüber zu erhalten, auch das letzte Gegenargument zufriedenstellend ausgeräumt zu haben. In Anlehnung an ein holokratisch geführtes Unternehmen ohne hierarchische Strukturen, feste Zuständigkeiten und Jobprofile, wo Angestellte mehrere dynamische Rollen erfüllen, ausgerichtet auf transparente und partizipative Beteiligungsmöglichkeiten. (KI)
Die Entscheidungsfindung nach dem Prinzip der „Integrativen Entscheidungsfindung“ bildet die Basis der dynamischen Steuerung. Sie ist ein Prozess von häufigen und kleinen Kurskorrekturen an Stelle von monumentalen Grundsatzplanungen (angelehnt an das evolutionäre Prinzip der natürlichen Entwicklung). So können schwerfällige „bürokratische“ Prozesse umgangen werden, die sowohl in hierarchischen Organisationen als auch in konsensorientierten Gemeinschaften entstehen. Stattdessen soll eine gegenwartsbezogene Handlungsfähigkeit entstehen.
Die Einführung dieser neuartigen Organisationsstruktur kann mehr Klarheit in die Arbeitsabläufe bringen, die Verantwortungsbereiche neu abstecken, Entscheidungen vereinfachen und dezentralisieren und die Kreativität und Arbeitsmoral der Beteiligten steigern sowie deren persönliche Entwicklung positiv unterstützen.
2. Die Logokratie
Die Logokratie als Herrschaft der Vernunft beschreibt Kurt Hiller so:
„Geist, Logos, ist kein metaphysisches Gespinst, kein ertüftelter Begriff, kein mystisches Wesen, das irgendwo irgendwie über den Individuen schwebt; er ist eine charakterologische Kategorie, er bezeichnet eine bestimmte Qualität, einen bestimmten Funktionszustand, eine bestimmte Macht der Seele und wohnt im Menschen, nämlich in Exemplaren eines bestimmten Typus Mensch. Zwar steckt potentiell diese Kraft in jedem, und Pädagogik vermag hier viel; aktualisiert, genauer: über eine gewisse Schwelle hinaus aktualisiert, ist sie in wenigen. Diese Wenigen aus der Breite des Volks stetig auszulesen und zum Gesetzgebungskörper zusammenzufassen, ist die Aufgabe einer sich nicht egalitaristisch, sondern logokratisch begreifenden Demokratie.“
„So wenig Freiheit und Sozialismus sich ausschließen, so wenig schließen Freiheit und Geistigenherrschaft sich aus. Im Gegenteil, erst Geistigenherrschaft, in einer sozialistisch geordneten Welt, würde dem Individuum das Maß von Freiheit verbürgen, das ihm zukommt und das nach den Normen einer sozialen Logik oder den Gesetzen einer sozialen Physik möglich ist. Weder Kapitalismus noch Majoritismus haben den Menschen auch nur in die Nähe dieses möglichen Stands gebracht. Freiheitlicher Sozialismus, sozialistischer Aristokratismus – das ist, mit zwei (mißverständlichen, hoffentlich nicht mißverstandenen) Schlagworten das Programm der Logokraten; und will man es ein ‚demokratisches‘ nennen, so spricht gar nichts dagegen – vorausgesetzt, man hat aus dem alten Begriffsschlauch zuvor den alten egalitären Schlamm geräumt.“
Dem Versuch der Erneuerung bestehender Demokratieformen mit dem zu erwartenden Ergebnis eines weiteren Demokratie-Verschleißes und der Gefahr einer Ochlokratie (Pöbelherrschaft der Populisten, bei der eine Masse ihre politischen Entschlüsse als Mehrheit oder durch Gewalt eigennützig durchsetzt) vorbeugend etwas entgegen zu setzen, gilt die Idee der Solokratie, einer Mischform aus Soziokratie und Logokratie mit dem Ziel eines kooperativen Interessen-Ausgleichs auf freiheitlich sozio-logischer Argumentationsbasis.
Die Solokratie
ohne Privilegien – ohne Lobbyisten – ohne politische Parteien – ohne Parlament
Die Regierungsform für „Die Kinder der Vernunft“.
Kurzdarstellung: Für die Bildung einer parteilosen Regierung ernennt ein vom Volk auf Zeit gewählter Präsident (lebenserfahrene, integre Persönlichkeit, analog Bundespräsident) ein Gremium von >Weisen<; nach dem Konzept der Meritokratie, bestehend aus charismatischen Personen mit einer dem Gemeinwohl zweifelsfrei zugewandter Gesinnung, einem Habitus von Transparenz und Kongruenz sowie dem Nachweis gesellschaftlich individueller Leistungen und besonderer Verdienste, die sich bei ihren Entscheidungen in ihrer Funktion als zugleich Legislative wie Executive allein dem Prinzip der Vernunft verpflichtet fühlen, überzeugt von der Macht der Vernunft (analog Minister). Doch Vernunft lässt sich nicht verordnen, sie ist auch nicht die Rezeptur zu vernünftigem Handeln; sie offenbart sich erst als stille Urheberin für die Erfolge nach intuitiv gerechtem Tun – die Entdeckung nach dem Mut zum Ausgleich.
Für das Tagesgeschäft der eigentlichen Sachbearbeitung wählen die >Weisen< sporadisch anerkannte Experten der jeweiligen Fachgebiete aus Wissenschaft und Gesellschaft. Als beraterische Fach-Assistenz benennen diese Experten in jährlicher Rotation bestimmte Bürger/innen aus allen Lebens-, Berufs- und Sozial-Bereichen sowie Mitglieder der gemeinen Bürgerschaft als >Experten der Praxis< (analog Sachverständigenrat) nach dem Konzept Partizipatorischer Demokratie. Diese verrichten ihren Dienst am Volk neben ihrer beruflichen Tätigkeit, ähnlich wie Schöffen an Gerichten, gegen ein angemessenes Entgelt und beraten die Experten als selbst Betroffene und praxis-erfahrene >Experten< pragmatisch-natürlich in interaktiver Koexistenz auf der Basis von Diskurs und Dialog mit allen anderen Interessengruppen lösungsorientiert zu den anstehenden Problematiken. Ausgleichsaspekte, Prioritäten, Rücksichtnahmen und dergleichen werden von Delegierten der jeweiligen Experten-Gemeinschaften in Abstimmung untereinander getroffen. Der gegenseitige Blick auf die Bedürfnisse der anderen zum Wohle der eigenen; Frieden stabilisierend durch gerecht empfundenen Ausgleich. Experten und Bürgerschaft bilden so gemeinsam die Empfehlungs-Instanz für die Entscheidungen der >Weisen< (analog Parlament) – Dogmatisten wie Extremisten wird konsequent mit Ignoranz begegnet.
Ein Stab von Verwaltungsangestellten (analog Ministerien), ausgestattet mit einem angemessenen Entscheidungsspielraum im Sinne einer rationellen Bürokratie, fasst die >ministerlichen< Beschlüsse und Anweisungen der >Weisen< in Gesetzestexte und sorgt interaktiv für deren praxisnahe Umsetzung in den Institutionen der Bevölkerung; ähnlich einem Wirtschaftsunternehmen, in dem kreativ-innovativ arbeitende Konstrukteure (analog Experten + Bürgerschaft) Entwürfe erstellen, nach denen nach Genehmigung durch die Geschäftsleitung von den Werkern Produkte (analog Gesetze) gefertigt und zur Anwendung freigegeben werden.
Die Recht und Ordnung überwachende Judikative wird von Juristen besetzt, die allein auf der Basis von Grundgesetz, Verfassung und geltenden Gesetzen ihre Funktion ausüben (analog Gerichtsbarkeit).
Davon getrennt bedarf es eines Organisationsteams, das das Interagieren der Beteiligten rationell und effizient aufeinander abstimmt, damit Kommunikation, Informationsfluss und zeitnahe Umsetzung permanent gewährleistet sind (Organisations-Zentrum mit Supervisor-Funktion). Durch den Wegfall ständiger Interessen-Konflikte einer Förderation können Einigungs- und Entscheidungsprozesse zeitverkürzt und kostenverringernd im Sinne >ausgleichender Gerechtigkeit< einfacher geregelt werden.
Vorteile (beispielhaft):
- Kein Potenzial für autokratische Fehlentwicklung durch Transparenz, Kongruenz und Wahrhaftigkeit.
- Keine isolierte Lobbybildung mit versteckten Macht-Ambitionen.
- Keine dauerhafte starre Festlegung auf Partei-Programme für eine ganze Wahlperiode.
- Kein Aufreiben der Kräfte durch partei-ideologisch geprägte Auseinandersetzungen.
- Keine Zwangszustimmungen aus Gründen einer Parteiräson.
- Kein Zwangsverhalten der Politiker ohne innere Überzeugung aus wahltaktischen Gründen.
- Keine Erwartungen auf Einhaltung von Wahlversprechen mit anschließenden Enttäuschungen.
- Auf praktischer Vernunft beruhende Entscheidungen durch gegenseitigen Austausch von Argumenten.
- Gegenseitiges Verständnis für die Bedürfnisse des Anderen im Sinne des Gemeinwohls.
- Zufriedenheit der Allgemeinheit verhindert das Aufkeimen gefährlicher Extreme.
- Kein rücksichtsloses, lobby-zentriertes Machverhalten zur Erreichung eigener Vorteile.
- Keine persönlichen Machtkämpfe zur Befriedigung der Bedürfnisse des eigenen Ressorts.
- Alltagsprobleme des >kleinen Mannes< bekommen Gehör mit mehr Gewicht.
- Flexibilität in der Anpassung an nicht vorhersehbare Veränderungen im Fluss der Geschehnisse.
- Zufriedenstellung ALLER durch gegenseitiges Aufeinanderzugehen ohne faule Kompromisse.
- Keine Randgruppen-Bildungen durch Einbezug ALLER.
- Vermeidung von sozialen Unruhen, Streiks und Protesten mit wirtschaftlichen Ausfällen.
- Entlarvung von Falschinformationen durch kontinuierlichen Direkt-Kontakt-Informations-Austausch.
- Parteien-Finanzierungen und kostspieliger Wahlkampf entfallen.
- Direkte Sanktionierbarkeit unredlichen Handelns.
- Leangeführter Verwaltungs-Apparat.
- Kosteneinsparungen in erheblichem Umfang.
- Sozialer Friede durch wirtschaftliche Zufriedenstellung.
Organigramm der Solokratie
Die Politik der Selbstgefälligen blockiert den Weltfrieden.