• Der Mensch ist gut.
Er ist im Gegensatz zum Tier ein Vernunftswesen und möchte mit seinen Mitmenschen in Frieden leben. Damit hätten wir doch den Weltfrieden, oder? Ja, wenn er´s dann täte – aber warum ist das eben leider nicht so?
Die Partnerschaft mit der Vernunft verschafft dem Menschen das reine Gewissen (das sanfte Ruhekissen). Das wussten schon die Philosophen der Alten Griechen mit ihren eindringlichen Appellen. Hat die Menschheit ihre Lehren bis heute gehört, verstanden, geschweige denn befolgt?
Aber warum denn nur nicht?
Also ist der Ansatz schon falsch? Müssen wir nicht ganz anders anfangen?
Es begann damit, dass jedes Tier sich nahm, was es zu seiner Selbsterhaltung brauchte – nicht mehr und nicht weniger … der Stärkere dominierte über den Schwächeren … soweit war alles in Ordnung – es gab weder Gut noch Böse. In ständiger Selbsterneuerung funktionierten Entstehen und Vergehen in reibungsloser Folge. Erst als im Zuge der Evolution zwecks fortlaufender Verbesserungen der Lebensbedingungen für alle Kreaturen, also auch das Tier „Mensch“, dessen Gehirn von der Schöpfung die Fähigkeit erhielt, aus von den 5 Sinnen Wahrgenommenem Schlussfolgerungen zum Zwecke seiner eigenen Lebensverbesserung zu ziehen, kam >Sand ins Getriebe<. Denn jetzt konnte es zwar Zusammenhänge verstehen, womit er den Tieren mit ihren einfachen Instinkten überlegen war, musste aber ab sofort ohne den selbstregulierenden tierischen Instinkt über die Dosierung seiner Ansprüche, das Maß für seine Selbsterhaltung, mit Hilfe seines neu erworbenen Verstandes, der für diese Aufgabe gar nicht ausgebildet war, willentlich selbst entscheiden. Für diese Überforderung seitens der Schöpfung trägt es keine Schuld. Alleingelassen mit seinem nun nicht mehr durch normale Sättigung bestimmten Selbsterhaltungstrieb und den schier grenzenlosen Befriedigungs- und Aneignungs-Möglichkeiten war der Verstand des Tier „Mensch“ überfordert und trug nun das Potenzial in sich, orientierungslos abstürzen zu können in eine unersättliche Maßlosigkeit eines degenerierten, rücksichtslosen, reißenden Unter-Tiers, das nun auch dazu fähig ist, als Monster in Menschengestalt dem Bösen als mordgeile Folter- und Tötungs-Maschine zu dienen.
Das Böse war geboren.
Der Egoismus ist der Urheber für das Böse in der Welt.
Zur Eindämmung der selbstzerstörerischen Folgen für dieses Un-Wesen hatte die Schöpfung dann ein Einsehen, wollte ihren Fehler wieder gut machen und schuf das Phänomen der Vernunft. Nun immerhin konnte sich das Tier „Mensch“ mit seinem Willen frei entscheiden, ob es ein vom Egoismus bestimmtes Leben als Unter-Tier oder ein von der Vernunft reguliertes Leben als Mensch führen möchte, das frei von krankhafter Egozentrik von Rücksichtnahme, Zusammengehörigkeit und art-erhaltendem Gemeinsinn erfüllt ist. Sogar in abgeschwächter Form hat rein eg0istisches Denken schädliche Auswirkungen – nämlich auf ihn selbst, wenn er seine Handlungen mit Ansprüchen und Erwartungen verbindet, die über das natürlicherweise verfügbare und damit vollkommen Ausreichende hinausgeht. Die Folge sind schmerzliche Enttäuschungen und Beeinträchtigungen des eigenen Wohlbefindens, wenn das Erwartete nicht eintritt – im Gegenteil aber, ohne die selbstsüchtigen Erwartungen etwas gar nicht Erwartetes unverhoffte Freude auslösen kann.
Aber das Böse war nun einmal in der Welt – und als unauslöschbare Variante des >Radikalen Bösen<, das sich der Vernunft sogar verweigert, verhindert es hartnäckig und dauerhaft den ersehnten Weltfrieden. Wäre das Böse nur die Ausnahme von der Regel des Guten, ließe sich´s punktuell sicherlich leicht einkapseln und unschädlich machen – von ihm aber bereits durchwoben treiben seine Metastasen ungehemmt ihr zersetzendes Unwesen in einer ihm machtlos ausgelieferten Gesellschaft.
Fazit: der Mensch ist nicht von Natur aus gut – er könnte lediglich gut sein, wenn er seinem Willen den Auftrag dafür erteilte. Er ist im Fortschreiten seiner Entwicklung vielmehr erst einmal dominiert vom Bösen besetzt und kann ihm nur dadurch paroli bieten, dass er sich aufgrund seiner Erfahrungen und geeigneten Intellekts eine soziale Kompetenz hat aneignen können, was nur einer Minderheit der Menschen gelingt, weil es für die meisten dann schon zu spät ist, nachdem sie einmal das Blut egoistischer Scheinerfolge geleckt haben.
Und doch noch eine Lanze für das Böse: Aufgeklärte unter uns wissen, das vernünftiges Handeln etwas Angenehmes zur Folge hat. Aber auch diese sind schwach und erliegen im Ernstfall doch noch hin und wieder den Versuchungen des Bösen. Damit wir jedoch der Entdeckung der Vernunft treu bleiben, ohne der Versuchung unserer Selbstsucht wieder anheim zu fallen, braucht es die abschreckend grinsende Fratze des Bösen in uns, vor der wir erschrocken zurückweichen sollen, um erinnert zu werden an die wohltuende Wirkung vernünftigen Handelns. Ein gesunder Egoismus zum einfachen Selbsterhalt, um auch für andere da sein zu können, ist von der Natur so gewollt, aber die Dosierung liegt in unserer Hand. Dafür wurde dem Menschen mit seiner Geburt das Geschenk der Selbstbestimmung in die Wiege gelegt, die er braucht, um sein Leben im Bewusstsein von Unabhängigkeit und Freiheit angstfrei und in verlässlicher innerer Gelassenheit mit der Lust am Leben genießen zu können. Das alles gibt er auf, indem er sich der Götze Egoismus unterwirft. Die Folge wäre ein schlechtes Gewissen, wenn er dann noch eines hätte, denn auch das hängt er dabei an den Nagel. Gewissenlosigkeit aber kann auf Vernunft verzichten. Mit dieser Geisteshaltung vernunftsloser, egozentrischer, allein auf Lusterfahrung gebauter Gesinnung stellt der Mensch sich unter das höhere Niveau eines Tieres und macht sich damit zum Sklaven seiner eigenen triebhaften Wunscherfüllungen, im Gegensatz zum Tier.
Neben dem nicht eliminierbaren Bösen trägt jeder Mensch also natur-gegeben auch die Vernunft in sich, ob er will oder nicht, auch wenn er sie nur eben gerade mal nicht benutzt, weil ihm, geblendet vom versprochenen schnellen Erfolg, das Böse den Zugang zur Vernunft blockiert. Wäre er in der Lage, das nun einmal nicht mehr wegzudenkende Böse in sich unter Kontrolle zu bekommen, könnte er mit dem Gebrauch der Vernunft in sich Gutes bewirken und damit dem Weltfrieden dienen.
Die Realität sieht bedauerlicherweise anders aus. Die Menschheit leidet unter der Volkskrankheit Nummer 1, die Egozentrik. Eine Krankheit, die deshalb nicht zu den üblichen Krankheiten zählt, weil sie psycho-somatisch als geistig-charakterliche Persönlichkeitsstörung weder diagnostiziert und therapiert werden kann. Ein geistig gesunder Mensch kennt das Böse in sich, hat es unter Kontrolle und lässt sich von Vernunfts-Entscheidungen leiten.
Die Geisteshaltung des „ICH über allem“ blockiert den Weltfrieden.