Geschichten über die Vernunft mit Pino und Balo.

Pino und Balo sind Geschwister. Pino ist 5 Jahre alt und kommt jetzt in die Vorschule.

Balo ist 7 Jahre alt, war vor 2 Jahren in der Vorschule und kommt jetzt schon in die 2. Klasse der Grundschule.

 

Pino und Balo auf dem Eis.

Es war ein kalter Wintertag als die Geschwister Pino und Balo beschlossen, auf dem zugefrorenen Dorfteich Schlittschuh zu fahren. Pino war gerade mal fünf Jahre alt, ihr großer Bruder Balo war bereits acht Jahre alt. Sie waren voller Vorfreude auf das Eislaufen und konnten es kaum erwarten, ihre Schlittschuhe anzuziehen.

Als sie den Dorfteich erreichten, machte Pino ein paar vorsichtige Schritte auf dem Eis. Doch plötzlich hörten sie ein lautes Knirschen unter ihren Füßen. Balo rief besorgt: „Pino, komm zurück! Das Eis ist noch nicht dick genug!“ Pino schaute auf die andere Seite des Teiches und sah einen Jungen, der bereits auf dem Eis lief. „Aber der Junge dort drüben ist doch auch auf dem Eis“, entgegnete sie.

Balo versuchte, seine kleine Schwester zu überzeugen: „Pino, sei vernünftig! Komm zurück ans Ufer.“ Pino gehorchte und ging zurück zum Ufer. Da hörten sie plötzlich einen lauten Schrei: „Hilfe!!!! Ich bin eingebrochen! Kommt schnell!“ Pino und Balo wussten sofort, dass sie die Feuerwehr rufen mussten. Wie gut, dass ihre Eltern ihnen erlaubt hatten, ihr Handy mitzunehmen, wenn sie allein unterwegs sind. Balo wählte die Nummer 112 der Feuerwehr auf seinem Handy,dass er nur bekommt, wenn er allein unterwegs ist, und nach schon kurzer Zeit hörten sie die Feuerwehr-Sirene tatütata, tatütata. Sie sahen wie die mutigen Feuerwehrleute eine lange Leiter auf das Eis legten und den Jungen aus dem Eisloch zogen. Der kleine Junge zitterte am ganzen Leib erbärmlich von der Kälte in dem eiskalten Teichwasser, war aber zum Glück unverletzt.

Nachdem die Aufregung vorbei war, machten sich Pino und Balo auf den Heimweg. Am Abend kroch Pino zu Balo ins Bett und sagte: „Da haben wir ja noch einmal Glück gehabt auf dem Eis.“ Balo antwortete ernst: „Das war kein Glück, Pino. Auf das Glück kann man sich nicht verlassen. Wenn die Feuerwehr nicht rechtzeitig gekommen wäre, hätte die Sache für den Jungen schlimm ausgehen können. Wir waren vernünftig und sind nicht noch einmal auf das Eis gegangen.“

Pino fragte neugierig: Balo, was ist vernünftig?

Balo lächelte und begann, Pino zu erklären, was es bedeutet, vernünftig zu sein. Er erklärte ihr, dass Vernunft bedeutet, kluge Entscheidungen zu treffen und sich bewusst über mögliche Gefahren und Konsequenzen zu sein. Es bedeutet, auf die Ratschläge anderer, denen man vertrauen kann, zu hören und vorsichtig zu sein, besonders wenn es um die eigene Sicherheit geht. Dabei haben wir auf das Eislaufen verzichtet, um uns nicht in Gefahr zu bringen, weil unsere Sicherheit wichtiger ist als das Vergnügen auf dem Eis. Außerdem haben wir an die Konsequenzen gedacht, dass wir unseren Eltern großen Kummer bereitet hätten, wenn uns etwas passiert wäre. Der kleine Junge hat jetzt bestimmt eine schwere Erkältung, kann nicht zur Schule und seine Eltern müssen ihn pflegen. Das heißt, dass vernünftig sein auch bedeutet, anderen Menschen keine Schwierigkeiten zu machen. Außerdem haben wir mit unserer Vernunft gezeigt, dass wir gut über uns und unsere Wünsche selbst bestimmen können, unabhängig davon, was andere Menschen uns vorschreiben wollen. Wir haben bewiesen, selbst darüber entscheiden zu können, was gut ist und was nicht, weil wir über die evtl. Folgen unseres Tuns vorher noch einmal nachgedacht haben. Unsere Eltern haben uns dafür gelobt, dass wir vernünftig waren und darüber haben wir uns gefreut, weil wir unsere Eltern lieben. Aber die Hauptsache ist, dass wir uns über uns selbst freuen können, vernünftig gewesen zu sein, es geschafft haben, vernünftig zu sein und einsehen konnten, dass es viel besser ist, vernünftig zu sein als unvernünftig zu sein und damit großen Schaden vermieden haben und dabei haben wir selbst bestimmt was für uns und unsere Eltern gut ist – das ist vernünftig denken und handeln … und niemand hat es uns gesagt, wir haben es selbst frei und unabhängig bestimmt und dadurch fühlen wir uns frei und glücklich. Wenn wir auch in Zukunft das immer so machen, werden wir ein wunderschönes Leben haben.

Die Erklärungen waren für Pino wohl zu lang, denn er sah dass Pino bereits eingeschlafen war. Er lächelte und dachte bei sich, dass sie diese Lektion sicherlich auch in der Vorschule noch einmal lernen würde. Dann drehte er sich auf die Seite und träumte davon, wie er und Pino gemeinsam auf einem Teich mit dickem Eis Schlittschuh fahren.

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Pino und Balo an der Ampel.

Pino und Balo sind noch mitten in ihren schönsten Träumen. Da plötzlich : „schnell, schnell Kinder, ich hab´ verschlafen“ ruft deren Mama ins Kinderzimmer „es ist schon spät, beeilt euch, sonst kommt ihr zu spät zur Schule und in die Vorschule. „Hier euer Schulbrot“ sagt die Mama, „wascht euch schnell, Zähneputzen fällt heute mal ausnahmsweise aus“. „Ich möchte noch einen Apfel“ sagt Balo, „Ich bitte auch“ ruft Pino. Beide nehmen noch ihren Schulranzen und laufen los, so schnell sie nur können. „Aber achtet auf den Verkehr“ ruft die Mama den beiden noch hinterher. Schnell die Treppe runter und schon sind die Kinder auf der Straße. Hand in Hand laufen sie bis zur ersten Verkehrsampel. Die schaltet gerade auf Rot. Beide bleiben stehen. Da plötzlich: Pino reißt sich von Balo los und ruft „Komm schnell, wir haben´s eilig, es kommt gerade kein Auto“. „Nein, Pino, komm zurück“ ruft Balo noch laut seiner Schwester hinterher. Aber da – mit lautem Kreischen bremst ein Auto direkt noch vor dem Zebrastreifen, ein Mann springt aus dem Auto und schreit: „Du dumme Göre, siehst du nicht, dass die Ampel auf Rot  steht, beinahe hätte ich dich überfahren!“ sichtlich verärgert schüttelt der Mann mit dem Kopf, steigt wieder in sein Auto und fährt weiter. „Das ging ja noch mal gut, Pino – was läufst du denn bei Rot über die Straße?““Es kam doch gerade kein Auto,“ erwidert Pino.“Kein Auto, und was musste da gerade mit quietschenden Bremsen gerade noch rechtzeitig stoppen? Es hätte dich glatt erwischen können, wenn der Fahrer nicht so schnell reagiert hätte.““Aber wo kam das Auto denn so plötzlich her“, fragt Pino. „Das Auto kam um die Ecke, die du nicht einsehen konntest.“ Nun wurde es Grün, beide rannten los und kamen gerade noch pünktlich in Schule und Vorschule an.

Abends nach dem Zähneputzen fielen beide totmüde ins Bett, denn es war ein aufregender Tag gewesen. Pino dachte plötzlich wieder an die rote Ampel und den Schreck, den sie bekommen hatte als das Auto so plötzlich laut vor ihr bremste. Sie konnte nicht einschlafen und kroch zu Balo ins Bett, kuschelte sich an ihn und sagte „Balo, ich hab´immer noch Angst.“ „Ja, das war auch sehr unvernünftig von dir, bei Rot über die Straße zu rennen; was hätte da nicht alles Schlimmes passieren können.“

Was ist unvernünftig, Balo?

Balo erinnert sich, was er in der Vorschule gelernt hat und antwortet: “ „Unvernünftig ist, wenn du etwas Unüberlegtes tust, was dir oder anderen Schaden zufügen könnte; das heißt, du hast über die Folgen deines beabsichtigten Tuns nicht vorher noch mal nachgedacht, ob denn auch etwas Gutes oder wenigstens nichts Schlechtes daraus entstehen könnte. Pino ist eine Weile ganz still und sagt dann: „Du meinst, wenn das Auto nicht angehalten hätte, würde ich jetzt vielleicht im Krankenhaus liegen.“ „Oder nicht mehr leben,“ ergänzt Balo. „Oje, was hab´ ich da gemacht, meine armen Eltern!“, erwidert Pino einsichtig und fängt leicht an zu zittern. „Ist schon gut, Pino“, besänftigt Balo seine kleine Schwester, „du hast ja jetzt verstanden, was vernünftig ist und wirst so etwas ja auch nicht noch mal machen.“ „Nein, nein ganz bestimmt nicht!“, beteuert Pino hoch und heilig. „Du hast nur Glück gehabt“, erklärt Balo ihr noch,“aber auf das Glück kann man sich nicht verlassen, es kommt nur dann und wann, wenn es will, darauf haben wir Menschen keinen Einfluss“.“Zwar nun ein wenig getröstet, aber immer noch etwas schutzsuchend schmiegt sich Pino in Balos Arme, schlummert beruhigt langsam ein und träumt davon, wie sie zu spät in die Vorschule kommt und die Lehrerin dann aber sagt: „Hauptsache dir ist nichts passiert, das ist wichtiger“, … so als wüsste die Lehrerin die Geschichte von der Roten Ampel, obwohl Pino ihr die doch gar nicht erzählt hat.

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Und das sollen dir die Geschichten sagen:

Es lohnt sich also nicht, für einen augenblicklichen Vorteil, folgenschwere Konsequenzen auf sich zu nehmen und damit auch noch andere Menschen zu belasten, was man doch eigentlich vermeiden will.

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